Leitfaden Kommunales Flächenpooling
Ein Flächenpooling fasst alle in einem Windvorranggebiet liegenden Grundstücke zusammen. Dabei haben alle Personen, die Flurstücke in diesem Gebiet besitzen, grundsätzlich Anrecht auf Pachterlöse durch einen Windpark, egal ob auf den betroffenen Flächen dann tatsächlich ein Windrad errichtet wird oder nicht.
Wenn eine Stadt oder Gemeinde kommunales Flächenpooling betreibt und sich so den Zugriff auf die Flächen sichert, ergreift sie damit eine Chance, Windenergievorhaben aktiv zu steuern.
Gründe für ein Flächenpooling
Zu Beginn der Planung eines Windparks ist es in der Regel nicht möglich, genau zu sagen, auf welchen Flurstücken innerhalb eines von der Regionalplanung ausgewiesenen Windvorranggebiets die Windenergieanlagen schließlich errichtet werden: Viele technische oder rechtliche Aspekte (Windhöffigkeit, Naturschutz, Mindestabstände, Erschließung) sind zu berücksichtigen. Je parzellierter ein Gebiet ist, desto wichtiger ist es möglichst viele Flächeneigentümerinnen und -eigentümer zu einem Flächenpooling zu bewegen. Auch beim Bau einer Windenergieanlage sind oft Nachbargrundstücke betroffen, ebenso ist der Flächenbedarf für Zuwegungen und Kabeltrassen zu berücksichtigen. Je mehr Flächenanteile gesichert sind, desto höher ist die Realisierungschance für ein Windenergievorhaben.
Ein kommunales Flächenpooling schafft also im Idealfall eine Win-Win-Situation:
- Es dient der Gemeinde als Steuerungsinstrument für den Windpark
Wie bei jedem Infrastrukturprojekt gilt auch bei der Windenergie: Wer die Flächen hat, steuert das Projekt. Die Kommune kann Einfluss nehmen auf Bau und Betrieb. - Es beschleunigt das Vorhaben für einen Projektentwickler
Meist begrüßen Projektentwickler ein vorangegangenes Flächenpooling, weil er Aufwand, Zeit und Geld spart und ein Windenergievorhaben beschleunigt wird. - Es stärkt den Zusammenhalt in der Bevölkerung
Über das Pachtverteilungsmodell können auch Flächeneigentümerinnen und -eigentümer profitieren, wenn auf ihren Grundstücken keine Windräder gebaut werden.
Wesentliche Schritte zu einem Flächen-Pool
- Entscheidung der Kommune zur Durchführung eines kommunales Flächenpoolings
- Identifikation des Flächeneigentums und weiterer Daten
- Flächeneigentümer-Versammlungen über Nutzen und Ablauf des Flächenpoolings
- Einholung der Unterschriften (und ggf. Nachfassen) für die Pooling-Vereinbarung
- Abschluss des Flächenpoolings und Übergang ins Projektierer-Auswahlverfahren
Die Kosten eines Flächenpooling-Verfahrens liegen je nach Anzahl der involvierten Flächeneigentümer in einem unteren bis mittleren fünfstelligen Bereich. Den Betrag kann sich die Kommune vom Projektentwickler erstatten lassen, den die Kommune über ein Interessenbekundungsverfahren auswählt.
Der Leitfaden Kommunales Flächenpooling der bayerischen Landesagentur für Energie und Klimaschutz (LENK) richtet sich an kommunale Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger, die sich über die praktische Umsetzung eines kommunalen Flächenpoolings informieren möchten und durch Flächenpooling die kommunale Steuerungshoheit über einen entstehenden Windpark erhalten möchten.