
Sicherheitsaspekte bei Windenergieanlagen
Unfälle und Brände bei Windenergieanlagen in Deutschland ereignen sich sehr selten. Die Wahrscheinlichkeit für ein Feuer oder den Bruch eines Rotorblattes liegt im Promillebereich.
Am 22. Februar 2024 fegte Sturmtief Wencke über die Region Ulm. Die Kraft der Sturmböen war so gewaltig, dass bei einer 90 Meter hohen Windenergieanlage nahe Dornstadt, wenige Kilometer von der Grenze zu Bayern entfernt, ein Rotorblatt abgerissen wurde. Der 40 Meter lange Flügel stürzte in die Tiefe.
Bei dem Unfall wurde niemand verletzt. Er sorgte dennoch für Schlagzeilen, weil das havarierte Windrad nur wenige Hundert Meter von der Bahnstrecke und der Autobahn München-Stuttgart entfernt stand. Bei den Untersuchungen stellte sich später heraus, dass ein Ermüdungsbruch am Rotor die Havarie verursacht hatte.
Geringe Schadenswahrscheinlichkeit
Solche Vorfälle sind äußerst selten. Der TÜV-Verband verzeichnete bundesweit zuletzt rund 50 gravierende Schäden an Windenergieanlagen pro Jahr. Aktuell sind in Deutschland rund 30.000 Windenenergieanlagen in Betrieb. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Rotorblatt abbricht oder sich ein anderer schwerer Schaden ereignet, liegt also bei weniger als 2 Promille (0,2 Prozent).
Noch geringer ist die Brandgefahr bei Windkraftanlagen. Der Bundesverband Windenergie geht von fünf bis zehn Bränden in Deutschland pro Jahr aus. Dabei gibt es durchaus mehrere Gefahrenquellen. Das größte Risiko bei den meist weit über hundert Meter hohen Windenergieanlagen bilden Fachleuten zufolge Blitzeinschläge. Experten gehen davon aus, dass jedes Windrad in Deutschland statistisch gesehen im Durchschnitt immerhin 0,6 bis einmal im Jahr von einem Blitz getroffen wird. Ein Brand in einem Windrad könnte aber auch durch Überspannung oder einen Defekt in der Elektrik ausgelöst werden. Daher müssen für jede genehmigte Windenergieanlage ein Brandschutzkonzept erarbeitet und moderne Sicherheitsvorkehrungen wie beispielsweise Blitzschutz, Rauchmelder oder Temperatursensoren umgesetzt werden.
Bei einem Brandfall haben Einsatzkräfte wegen der Ausmaße der Anlagen wenig Möglichkeiten direkt einzugreifen. Bei Bränden im Turmfuß oder bei Nebenanlagen wie einer Transformatorstation sind Löschversuche möglich. Wenn in gut hundert Metern Höhe ein Feuer am Rotor oder der Gondel ausbricht, dann ziehen die Einsatzkräfte nach Auskunft des Deutschen Feuerwehrverbandes einen Sperrgürtel von möglichst 500 Metern um die Anlage und lassen diese dann kontrolliert abbrennen. Löschversuche aus der Luft mit Helikoptern haben sich Fachleuten zufolge in der Vergangenheit nicht bewährt.
Anlagen müssen regelmäßig gewartet werden
Um Bränden oder anderen Schäden an den Windrädern vorzubeugen, müssen die Anlagen je nach Alter regelmäßig inspiziert und gewartet werden. Die Richtlinien des TÜV Süd sehen beispielsweise vor, dass die Betreiber alle Rettungsgerätschaften, die Steigleitern und Servicelifte an den Anlagen jedes Jahr prüfen. Die Stabilität des Bauwerks, die Elektrik und die Rotorblätter sollen demnach alle vier Jahre untersucht werden. Läuft eine Anlage bereits länger als zehn Jahre, ist laut TÜV eine Kontrolle der Rotorblätter sogar im Zweijahres-Rhythmus notwendig.
Links und Downloads
Bundesverband Windenergie (BWE)
Sicherheit von Windenergieanlagen
TÜV SÜD
Prüfempfehlungen für Windenergieanlagen in Deutschland