Zahlen zum Biogas-Potenzial in Bayern – Jetzt auch als Karte
Im Juni haben wir die neu berechneten Zahlen zum Biogas-Potenzial in Bayern veröffentlicht. Diese Daten sind nun auch als Karte verfügbar.
Ergebnis
Im Ergebnis werden bayernweit aktuell etwa 1,7 Mrd. m³ Methan aus landwirtschaftlichen Substraten gewonnen. Das technische Biogas-Potenzial lässt sich um fast 80 % auf über 3 Mrd. m³ steigern. Für diese Steigerung ist eine Ausdehnung des Anbaus von nachwachsenden Rohstoffen nicht erforderlich. Zur Steigerung tragen im Wesentlichen Wirtschaftsdünger und Nebenprodukte mit einem ungenutzten Potenzial von jeweils etwa 0,6 Mrd. m³ Methan bei. Im Bereich der Abfallwirtschaft liegt das technische Potenzial bei etwa 0,2 Mrd. m³ Methan, davon werden aktuell fast 0,1 Mrd. m³ Methan bereits genutzt.
Ob und wozu das Potenzial mittelfristig erschlossen werden wird bzw. welcher Anteil des technischen Potenzials umsetzbar sein wird, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Eine weitere Betrachtung zum wirtschaftlichen und umsetzbaren Potenzial ist aber nicht Inhalt dieser Studie.
Zum "Endbericht Biogaspotenzial in Bayern" (Stand Juni 2024)
Darstellung der Ergebnisse als Karte im Energie-Atlas Bayern
Zur besseren Übersicht stehen diese Ergebnisse nun auch als Karte zur Verfügung. Gezeigt wird das gesamte technische Biogaspotenzial in drei separaten Karten je Gemeinde, je Landkreis und je Regierungsbezirk unter Berücksichtigung rechtlicher und ökologischer Restriktionen. Das Gesamtpotenzial setzt sich aus den Potenzialdaten von pflanzlichem Abfall, organischem Abfall sowie Gülle und Festmist zusammen. Diese Ergebnisse sind auch über die Analysefunktion "Daten-Recherche und Download" zu finden.
Zu den Karten Biogas-Potenzial in Bayern
Hintergrund
Als transportables Gut kann Biomasse auch außerhalb des Gemeindegebietes genutzt werden. Eine raumbezogene Bilanzierung und Darstellung auf Gemeindeebene kann helfen, Chancen der interkommunalen Zusammenarbeit in der Energienutzungsplanung aufzuzeigen.
Bei der Bestimmung des Biogas-Potenzials muss eine Vielzahl von Aspekten berücksichtigt werden wie z. B.
- die Flächenkonkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelerzeugung,
- eine hohe Bandbreite an möglichen Einsatzstoffen, die aus der Land- und Abfallwirtschaft kommen,
- eine Vielzahl an Nutzungsoptionen (Strom, Wärme, Mobilität, stoffliche Verwertung), die wirtschaftlichen und politischen Einflüssen unterliegen.
Auftragnehmer und Methodik der Studie
Der Energie-Atlas Bayern hat eine Neu-Erhebung des Biogas-Potenzials in Bayern in Auftrag gegeben. Der Naturschutz war dabei ein zugrundeliegender Anspruch. Folgendes Konsortium hat die Erhebung durchgeführt:
- Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), zuständig für die Ermittlung der landwirtschaftlichen Potenziale
- Das Witzenhausen-Institut (WI), zuständig für die Ermittlung der Potentiale aus der Abfallwirtschaft
- Das Fraunhofer Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (IEE), zuständig für die genutzten Potenziale.
Aufgrund der hohen Zahl der möglichen Einflussfaktoren auf das Ergebnis wurde zu Beginn des Projektes eine Stakeholderbefragung sowie ein Workshop mit verschiedenen Stakeholdern durchgeführt. Ziel war es, möglichst quantitativ verwertbare Einschätzungen des Einflusses von Zielen, Vorgaben und Regelungen aus Land- und Abfallwirtschaft, Umwelt- und Naturschutz, Technik und Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Industrie zu erhalten, die sich auf das technische Biogaspotenzial auswirken. Für die Potenzialabschätzung wurde festgelegt, den gezielten Anbau von Nachwachsenden Rohstoffen auf Ackerland (NawaRo, z.B. Silomais, Getreide-GPS, Getreidekorn) nicht auszudehnen, sondern auf dem Status quo festzulegen. Ein wesentlicher Punkt bei der Berechnung der Biomasseproduktion aus der Pflanzenproduktion ist, dass Produktionseinschränkungen zum Zweck des Umwelt- und Naturschutzes berücksichtigt wurden. Dazu wurde eine nachvollziehbare und einfache Methode entwickelt, die sich an den Ausgleichszahlungen orientiert, die Landwirte für die Umsetzung von Maßnahmen des KULAP und VNP erhalten. Diese Maßnahmen erbringen positive Leistungen im Hinblick auf Biodiversität und Artenvielfalt, Boden- und Gewässerschutz, Klimaschutz sowie Erhalt der Kulturlandschaft. Bei der Berechnung der Biomassepotenziale für 2030 wurde auch berücksichtigt, dass eine Änderung in den freiwillig umgesetzten Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen möglich ist. Darüber hinaus fließen Annahmen zum Flächenbedarf für Siedlungs- und Verkehrswege sowie zur Wiedervernässung von aktuell landwirtschaftlich genutzten Moorflächen ein.
Im Bereich der biogenen Abfallstoffe wurden durch das WI aktuelle Vorgaben hinsichtlich der Vermeidung von Lebensmittelabfällen ebenso wie die Bestrebung der Erhöhung der getrennten Erfassung biogener Abfallmengen in Betracht gezogen. Abfallwirtschaftliche Stoffströme, die zum bayerischen Biogaspotenzial beitragen können, sind Biogut (biogene Abfälle aus der Biotonne), Bioabfälle im Hausmüll (nicht getrennt erfasst), krautiges Grüngut, gewerbliche Lebensmittelabfälle sowie Landschafts- und Straßenpflegematerial. Die Ausweitung des Potenzials an vergärbaren Abfallströmen steht allerdings im Zielkonflikt mit den abfallwirtschaftlichen Zielen und Vorgaben, die eine Reduzierung des organischen Abfallaufkommens beinhalten. Insbesondere eine Reduzierung der Lebensmittelabfälle sowie die Abfallvermeidung stehen im Vordergrund. Vor diesem Hintergrund ist mittelfristig eher von einem Rückgang des technischen Potenzials an vergärbaren Abfällen auszugehen. Die Nutzungsquote des technischen Potenzials kann durch eine bessere Erfassung der Bioabfälle und vorrangiger Biogaserzeugung weiter gesteigert werden. Hierbei steht die Erschließung des Potenzials an organischen Abfällen im Hausmüll im Vordergrund.
Für die Bestimmung der landwirtschaftlichen Potenziale wurde durch die LfL eine sehr große Substratvielfalt (48 verschiedene Biomassen) und eine Fülle an Einflussfaktoren (u.a. Entwicklung der Tierhaltung, der Erträge, der Produktionseinschränkungen) betrachtet. Für die Abschätzung der Tierhaltung in 2030 wurde der historische Trend in der Tierhaltung extrapoliert. Weiterhin wurden regionale Unterschiede in der Pflanzenproduktion (Flächennutzung und Ertrag), in der Tierhaltung (Haltungsformen und Biomassebedarf zu Futter- und Einstreuzwecken) und in der Biogasproduktion (Methanerträge und Substratmischungen) in die Potenzialbestimmung mit einbezogen.
Veröffentlicht am: 18.03.2025