Mit Nahwärme die regionale Wirtschaft stärken und klimaneutral werden

Die Gemeinde möchte mit dem innovativen Wärmenetz ihre eigenen Liegenschaften versorgen und auch die Bürgerinnen und Bürger als Kundinnen und Kunden gewinnen.
Projektträger: Gemeinde Moosach

Beschreibung

Auslöser

Moosach hat sich das Ziel gesetzt, bis 2030 unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden. Dazu ist das neue Nahwärmenetz ein wichtiger Schritt.

Durchführung

Nach sechsmonatiger Bauzeit ist das Moosacher Nahwärmenetz Ende Oktober 2018 termingerecht in Betrieb gegangen.
Mit der Kombination der Wärmegewinnung aus Holzhackschnitzel sowie einer rund 1.000 m² großen Solarthermieanlage ist es die erste innovative Nahwärmeversorgung dieser Art in Südbayern und die zweitgrößte in ganz Bayern.

Technische Details
Auf 4,8 Kilometern Länge fließt durch nahezu alle Straßen des Ortskerns bis zu 90 Grad heißes Wasser. Zunächst werden 71 Häuser der 1.500 Einwohner zählenden Gemeinde angeschlossen und ihre Heizung und Warmwasserversorgung auf 100 % erneuerbare Energieträger umgestellt. Auch der Großteil der anderen Häuser in Moosach und eventuelle Neubaugebiete könnten an das Nahwärmenetz angeschlossen werden.
Für die Wärme von über 2 Mio. kWh sorgen die 1.067 m² Solarthermie-Freiflächenanlage, drei Biomassekessel von zusammen 1450 MW und ein Pufferspeicher von 100 m³.
Während die Solaranlage vor allem die Wärmeversorgung im Sommer übernehmen soll, werden bei Spitzenverbrauchszeiten im Winter die Holzhackschnitzel-Kessel zugeschaltet.

Starke Partner bei Planung und Umsetzung
Zunächst wurde das Wärmenetz durch das Ingenieurbüro dme-consult vorausschauend geplant: über den möglichen Anschluss des Hausbestandes hinaus, kann das Netz an allen Trassenenden bei Bedarf verlängert werden und besitzt eine Kapazität für rund 120 Wärmekunden. Projektpartner bei der Umsetzung waren die Regenerative Energie Ebersberg eG (Rege eG) sowie die Fa. Naturstrom AG (NATURSTROM). Die Projektleitung beim Bau der Energiezentrale in Moosach - bestehend aus einem Heizhaus und der Freiflächensolarthermieanlage – hatte NATURSTROM inne. Seit der Fertigstellung übernimmt eine Tochtergesellschaft Pacht und Betrieb des Wärmenetzes, während die Rege eG erster Ansprechpartner für die Kunden und Interessenten vor Ort ist.

Aus der Region für die Region
Die Holzhackschnitzel kommen ausschließlich aus dem Landkreis Ebersberg oder dessen Umfeld - laut Rahmenverträgen mit den Lieferanten aus maximal 40 Kilometer Entfernung.

Überzeugende Vorteile
Ein wesentlicher Anspruch der Gemeinde ist es, die laufenden Kosten nicht höher werden zu lassen als bei einer Ölheizung. Der Anschluss an die Wärmeversorgung bringt für die Bürgerinnen und Bürger zudem weitere Vorteile mit sich:
    keine Kosten mehr für Heizungserneuerung, Heizungsreparatur und Kaminkehrer
  • kein Kümmern um die gesetzlichen Energiebestimmungen bezüglich der Wärmeversorgung, auch bei zukünftigen Baumaßnahmen
  • mehr Platz im eigenen Zuhause, da kein Heiz- und Lagerraum für Brennstoffe benötigt wird
  • die regionale Wirtschaft stärken und dadurch das Geld in der Region halten
  • einen Beitrag zur Energiewende vor Ort und in der Region schaffen


Den Klimawandel im Blick
Mittlerweile hat ein besonderer Anstrich das Heizhaus zum Blickfang gemacht. Die Naturstrom AG ließ sich vom britischen Klimaforscher Ed Hawkins und seinen „warming stripes“ inspirieren und hat die Jahresdurchschnittstemperaturen Bayerns von 1880 bis 2018 als Klimastrichcode auf die Außenwände des Gebäudes aufmalen lassen. Anhand der farbigen Streifen wird deutlich, dass die Häufigkeit heißer Jahre stark zugenommen hat. So wird die Dringlichkeit sichtbar, mit dem Umstieg auf erneuerbare Energien der Klimaerwärmung entgegenzuwirken.

Zitate

  • Dass sich auf Anhieb so viele Anschlusswillige finden konnten, zeigt die Akzeptanz der Bürger. (Willi Mirus, zweiter Bürgermeister und Wärmenetzbeauftragter der Gemeinde Moosach)
  • Besonders im kommunalen Bereich müssen wir das Thema erneuerbare Energien noch mehr in den Mittelpunkt stellen. Mit dem ökologischen Nahwärmenetz in Moosach kommen wir diesem Ziel näher. Denn die Kombination aus Sonne und Holz macht schon heute eine 100 Prozent erneuerbare Wärmeversorgung möglich – und das zu jeder Jahreszeit. (Thilo Jungkunz, Geschäftsbereichsleiter Dezentrale Energieversorgung der Fa. Naturstrom AG, Pressemitteilung vom 28.11.2019)

Tipps

  • die Bürgerinnen und Bürger vom ersten Tag an in die Planung einbinden

Stolpersteine

  • Freiflächen-Solarthermieanlagen brauchen viel Fläche. Es empfiehlt sich, die Verfügbarkeit der benötigten Flächen langfristig zu sichern, z.B. über ein vertraglich vereinbartes Erbbaurecht.

Auszeichnungen

  • 11/2019: Energiepreis 2019 des Landratsamtes Ebersberg

    verliehen von: Landkreis Ebersberg

Beispiel gemeldet: 02/2020

zuletzt aktualisiert: 07/2022