Generalsanierung des Maria-Theresia-Freibads in Mindelheim

Zwei Fliegen mit einer Klappe: Mindelheim modernisiert das Freibad sowohl technisch als auch energetisch mit zukunftsweisenden Techniken.
Projektträger: Stadt Mindelheim

Beschreibung

Auslöser

Das städtische Maria-Theresia-Freibad in Mindelheim wurde im Jahr 1920 erbaut und dient seitdem den Mindelheimer Bürgerinnen und Bürgern als Sport- und Erholungsstätte. Zuletzt wurden im Jahr 1960 Sanierungsarbeiten durchgeführt. Aufgrund von veralteter Technik und Abnutzung war nun eine technische, energetische und optische Generalsanierung nötig.

Durchführung

Im Jahr 2015 sprach sich der Stadtrat für eine Generalsanierung des Freibads aus. Mindelheim als European Energy Award-Kommune legte dabei neben der technischen Ertüchtigung auch einen großen Wert auf Energie- und Klimaschutz-Aspekte. So war der Kommune schnell klar, dass der zukünftige Betrieb weitgehend energieautark und regenerativ sein soll.
  • Haltbare und gut zu reinigende, hygienische Edelstahlbecken ersetzen nach der Sanierung die vorher gefliesten Schwimmbecken. Das bisher gemeinsame Schwimm- und Sprungbecken wurde in ein 50-Meter-Schwimmerbecken und ein separates Sprungbecken umgebaut. Im Nichtschwimmerbecken wurden noch zwei weitere Bahnen geschaffen. Das Freibad bietet den Besucherinnen und Besuchern jetzt ein Sportbecken, ein Familienbecken, eine Kinder- und eine Breitrutsche, einen Wasserpilz, ein separates Babybecken sowie ein Sprungbecken mit einer ein-, drei- und fünf-Meter-Sprunganlage.
  • Die bestehende Wassertechnik entsprach nicht mehr den heutigen Anforderungen und musste gänzlich erneuert werden.


Besonderheiten im energetisch sanierten Freibad Mindelheims
Für die energetische Lösung wurde im Vorfeld eine umfangreiche Studie erstellt, die nicht nur die wirtschaftlichste Lösung betrachtete. Hätte man nur die Anschaffungskosten berücksichtigt, wäre er Bau einer Gastherme finanziell von Vorteil gewesen. Im Anbetracht der steigenden Gaspreise, der Abhängigkeit von Gaslieferung von Drittstaaten und der Chance, die benötigte Energie wertschöpfend und regenerativ in der Region zu erzeugen, ist die Entscheidung zukunftsweisend und auch für andere Kommunen zur Nachahmung empfehlenswert.

Nutzung der Umweltwärme des Mindel-Kanals
Mit der jetzigen Lösung wird als Energiequelle der Mindel-Kanal genutzt, der am Freibad vorbei fließt. Eine Wärmepumpe (600 kW) entzieht dem Flusswasser Wärme. Der erzeugte Wärmehub temperiert das Beckenwasser bei Saisonstart und während der Schlechtwetterperioden. Das von der Wärmepumpe abgekühlte Wasser fließt in den Kanal zurück. Zur Klärung, inwieweit die Temperaturdifferenz die Flora und Fauna beeinflusst, wurde das Wasserwirtschaftsamt eingeschaltet.

Nutzung der Solarenergie
Zusätzlich zur Wärmepumpe gibt es auf allen Gebäuden schwarze Solarabsorbermatten, die das Beckenwasser mit Hilfe der Sonnenstrahlen erwärmen (Solarthermie). Die Gesamtfläche der Absorber beträgt 740 m² mit einer maximalen Leistung von 650 kW. Die direkte Beheizung des Beckenwassers mittels Solarabsorber ist sehr effektiv und kann wirtschaftlich betrieben werden. Die Investitionssumme gegenüber einer Gastherme ist zwar dreimal so hoch, aber im laufenden Betrieb halbieren sich die Kosten im Vergleich zur Gastherme.
Eine Photovoltaik-Anlage mit 80 kWp stellt einen erheblichen Anteil des Strombedarfs des Freibads lokal bereit.

Depotkabinen
Die Stadt Mindelheim bietet den Dauerkartenbesitzenden sogenannte Depotkabinen mit einer Größe von ca. 1,5 m² an. In diesen Kabinen können sperrige Utensilien gelagert werden, damit diese nicht täglich ins Freibad transportiert werden müssen. Mit diesem Angebot rechnet die Stadt damit, dass die Besuchenden mehr mit dem Fahrrad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen und weniger mit dem Auto.

Beckenwassermanagement
  • Baulich wurden die Schwimmbecken vom Sprungbecken getrennt. Die Becken haben unterschiedliche Temperaturniveaus. Dadurch ergeben sich Energieeinsparungen, da die Becken in Abhängigkeit der solaren Einstrahlung stufenweise erwärmt werden können. Das Nichtschwimmerbecken wird zuerst auf 24° bis 26 °C beheizt, dann das Schwimmerbecken auf 22° bis 24 °C und zuletzt das Sprungbecken auf 18° bis 20 °C.
  • Das Sprungbecken dient auch als kostengünstiger Wärmepuffer: An heißen Tagen, wenn sich das Familienbecken und das Sportbecken durch die Sonneneinstrahlung stark aufheizen, kann kühles Wasser aus dem Sprungbecken eingeleitet werden und das Sprungbecken erhält warmes Wasser aus den anderen Becken. Im Hochsommer kann das 620 m³ große Sprungbecken zur Energiespeicherung genutzt werden.

Tipps

  • Viele Kommunen haben Bäder mit veralteter Technik und einem hohen Sanierungsbedarf. Das Rad muss nicht neu erfunden werden: Andere Kommunen können auf die Studien und Erfahrungen, die Mindelheim mit den eingesetzten Technologien macht, und die Daten aus dem Energiemanagement zurückgreifen.
  • Die frühzeitige Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Klimaschutz, den Bademeistern und dem Energieteam der Stadt hat sich bewährt. Alle relevanten Aspekte der energetischen Sanierung wurden ausführlich diskutiert.

Beispiel gemeldet: 03/2022