Gesundheitsschutz
Stromleitungen erzeugen elektrische und magnetische Felder, die Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben können. Um negativen Auswirkungen entgegenzuwirken, sind in Deutschland Grenzwerte einzuhalten und Vorsorgemaßnahmen durchzuführen.
Bei der Betrachtung der elektrischen und magnetischen Felder von Stromleitungen ist zwischen Gleich- und Wechselstrom zu unterscheiden. Bislang wird das öffentliche Stromnetz in Deutschland hauptsächlich mit Wechselstrom betrieben. Künftig werden zum Stromtransport über weite Strecken vermehrt Gleichstromleitungen eingesetzt. Je nach Übertragungstechnik gibt es Unterschiede in der Wirkung der Felder. Generell gilt: Mit zunehmendem Abstand zur Stromleitung nehmen die elektrischen und magnetischen Felder schnell ab. So ist z. B. das Magnetfeld in unmittelbarer Nähe mancher Haushaltsgeräte häufig höher als unter Stromleitungen.
- Allgemein gibt es natürliche (z. B. Licht, UV-Strahlung, Blitz) und künstliche elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder.
- Bei Wechselstrom wechselt die Spannung mehrmals in der Sekunde die Richtung. Je mehr Richtungswechsel vorkommen, desto höher ist die Frequenz. Die Frequenz hat die Maßeinheit Hertz (Hz). Bei Gleichstrom ändert sich die Richtung nicht.
- Liegt Spannung an, sind elektrische Felder vorhanden – auch, wenn kein Strom fließt. Je höher die Spannung, desto größer ist auch das elektrische Feld.
- Fließt Strom, entsteht zusätzlich ein magnetisches Feld. Je mehr Strom fließt, desto größer ist das magnetische Feld.
- Bei Wechselstromleitungen liegt die Frequenz hauptsächlich bei 50 Hz. Es entstehen niederfrequente elektrische und magnetische Felder.
Mögliche Auswirkungen von niederfrequenten Feldern
Wenn von Auswirkungen die Rede ist, dann bedeutet das nicht zwangsläufig eine gesundheitliche Beeinträchtigung oder gar Gefährdung. Vielmehr stellen etliche der nachfolgend beschriebenen Vorgänge natürliche Reaktionen biologischer Systeme auf bestimmte äußere Einflüsse dar.
Auch ohne äußere Felder treten im Körper des Menschen elektrische Felder und Ströme auf. So übertragen z. B. Nerven ihre Signale, indem sie elektrische Impulse weiterleiten. Durch niederfrequente elektrische und magnetische Felder werden künstlich zusätzliche elektrische Felder und Ströme im Körper erzeugt. Elektrische Felder dringen grundsätzlich kaum in den menschlichen Körper ein.
Bei den schwachen Magnetfeldern von Gleichstromleitungen sind keine relevanten Auswirkungen auf die Bevölkerung zu erwarten (siehe hierzu: Abschirmung und Abstand, weiter unten). Die magnetischen Felder von Wechselstromleitungen können hingegen Auswirkungen haben. Daher gelten in Deutschland strenge Grenzwerte.
Vorsorge
In der 26. Bundes-Immissionsschutzverordnung (26. BImSchV) sind Grenzwerte zum Schutz der Bevölkerung vor gesundheitlichen Gefahren durch elektrische und magnetische Felder von Gleichstrom- und Niederfrequenzanlagen festgelegt. Sie setzen die wissenschaftliche Empfehlung rechtlich um und schützen die Bevölkerung vor gesundheitlichen Risiken. Nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand ist bei Einhaltung dieser Grenzwerte der Schutz der Gesundheit der Bevölkerung auch bei Dauereinwirkung gewährleistet.
Für Stromleitungen liegt der Grenzwert bei einem Fünfzigstel der Reizschwellen. Das bedeutet, dass eine körperliche Reaktion erst bei einer 50-fachen Überschreitung des Grenzwerts zu erwarten ist. Übrigens: Mit Geräten, die starke Elektromoren haben, wie z. B. Föhn, Bohrmaschine oder Rasierer, können bei körpernahmen Betrieb diese Reizschwellen erreicht oder überschritten werden.
Die Wirkungen der von Stromleitungen ausgehenden niederfrequenten Felder auf Mensch und Umwelt können durch technische Maßnahmen verringert werden:
- geringere Abstände der Leiter zueinander,
- zunehmender Abstand zu den Leitungen,
- tiefere Verlegung von Erdkabeln,
- höhere Aufhängung (geringerer Durchhang) der Leiterseile,
- optimale Phasenfolge,
- Abschirmungsmaßnahmen (z. B. Kabelummantelungen).
Die elektrischen Felder können unabhängig von Gleich- oder Wechselstrom durch eine Gebäudewand fast vollständig abgeschirmt werden. Bei einer Erdverkabelung werden durch die Kabelummantelung und das Erdreich die elektrischen Felder sogar vollständig blockiert. Magnetische Felder können dagegen weder durch Erdreich noch durch Wände einfach abgeschirmt werden.
Mit zunehmenden Abstand zu den Stromleitungen verringert sich die Stärke sowohl bei elektrischen als auch bei magnetischen Feldern sehr rasch. Bereits in sehr geringer Entfernung werden die Grenzwerte unterschritten.
Zum Beispiel entsteht bei den Gleichstromleitungen ein statisches Magnetfeld, welches selbst in unmittelbarer Nähe von Hochspannungsgleichstrom-Erdkabeln etwa dem in Deutschland auftretenden natürlichen Erdmagnetfeld (ca. 48 µT.) entspricht. Bei Hochspannungswechselstrom-Erdkabeln erreichen die Magnetfelder bei 380 kV in der Trassenmitte bei einem Meter Bodenabstand ca. 80 % des Grenzwertes; unter einer 380 kV Wechselstrom-Freileitung dagegen nur ca. 50 % des Grenzwertes. Die Magnetfeldwerte seitlich der Trassenmitte fallen jedoch bei Wechselstrom-Erdkabeln wesentlich schneller ab als bei Wechselstrom-Freileitungen.
Für die Sicherheit und den Schutz des Menschen und der Umwelt arbeitet das Bundesamt für Strahlenschutz. Nähere Informationen zu Wirkung und Schutz vor niederfrequenten Feldern finden Sie auch auf deren thematischen Seiten (siehe unten).
Links und Downloads
Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU):
Messung und Bewertung niederfrequenter elektrischer und magnetischer Felder
Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) und Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW):
Elektromagnetische Felder im Alltag. Aktuelle Informationen über Quellen, Einsatz und Wirkungen. Broschüre (Print und online, 140 Seiten, Stand 2017)
Bundesamt für Strahlenschutz (BfS):
Nachgewiesene Wirkungen niederfrequenter Felder
Statische und niederfrequente elektrische und magnetische Felder
Grenzwerte für statische und niederfrequente Felder